top of page

Zu den untergegangenen Dörfern Neulosimthal und Waldheim - Oberpfalz

Kurzübersicht der Tour

Ausgangsort und Ziel:

Ute's Pension (Standort)

Typ:

Rundwanderung

Gehzeit:

ca. 4 Stunden

Höhendifferenz:

↑ 190m ↓ 190m

Weglänge (gesamt):

ca. 13,8 km

Anfahrt:

PKW: Ute's Pension (Anfahrt)

ÖPNV: Bushaltestelle: Leßlohe Kastanienhof, Georgenberg (via BAXI)

Schwierigkeit:

mittel





Wir sind ein paar Tage zum Wandern in die Oberpfalz gefahren. Das machen wir öfter und übernachten dabei immer in Ute's Pension in Georgenberg. Ute ist ein herzensguter Mensch. Die ganze Familie packt mit an. Man fühlt sich wie zu Hause, alles ist familiär und locker.


Am ersten Tag unseres Kurzurlaubes starten wir bei trockenem Wetter an unserer Pension. Unsere Ziele sind die "untergegangenen" Ortschaften Neulosimthal (heute Jedlina) und Waldheim (heute Zaháji). Hier an der Grenze zum heutigen Tschechien standen viele Siedlungen im damaligen Deutschen Reich, die nach dem Krieg komplett zerstört wurden. Heute sind dies richtige #lostplaces.

Zu Beginn überqueren wir die Staatsstraße und laufen durch das kleine Dorf Leßlohe. Dort biegen wir nach rechts ab und kommen am Ende der Straße auf einen Weg, der durch einen für die Oberpfalz typischen Fichtenwald führt. Wir folgen diesem, bis wir den Wanderparkplatz "Am Bankerl" erreichen. Hier geht es schnurgerade eine kleine Steigung hoch. Wir erreichen die Deutsch-Tschechische Grenze, an der wir entlang wandern. Das Hinweisschild "Mariengrotte" zeigt uns den Pfad, auf dem wir nach Tschechien abbiegen. Bald darauf erreichen wir die Mariengrotte.


Die Neulosimthaler Hebamme Mathilde Dobner fasste 1927 den Entschluss, bei seelischer Not, der Gottesmutter an einem ungestörten Fleckchen all ihre Sorgen anvertrauen zu können. Dazu hatte sie bald die Unterstützung von ihrer Familie und Freunden gefunden, die die Mariengrotte hier im Wald erbauten. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der Sudentendeutschen wusste über Jahrzehnte niemand mehr etwas über die Grotte. 1990 fand man schließlich die Überreste und fasste den Entschluss, die Mariengrotte wiederherzurichten.


Nach einer kurzen Pause setzen wir unsere Wanderung oberhalb der Grotte fort. Wir laufen ca. 1 km weiter durch den Wald und erreichen kurz darauf ein Niedermoorgebiet. Das jahrzehntelang gesperrte Grenzgebiet mit gut erhaltenen Naturflächen steht heute unter Naturschutz. Es ist eine wunderschöne Landschaft, die wenn es grünt und blüht, wohl noch um einiges mehr zu bieten hat als heute im späten März. Wir schlendern und genießen es, auf der rechten Seite, ungefähr 50 m vom Weg, entdecke ich auf einmal eine große, dicke Eiche🌳 . Zu dritt schaffen wir es gerade, dass wir drumherum greifen können. Ein wunderschöner alter Baum. Hoffentlich darf er noch lange stehen. Nach 1x Baumumarmen laufen wir weiter und erreichen bald das erste "untergegangene" Dorf Neulosimthal.


Neulosimthal - etwas Geschichte (Quelle Wiki, Geschichtstafeln und Erzählungen der Nachkommen von ehemaligen Bewohnern):

Am 24. April 1626 waren mehrere Personen im Tachauer Amt vorstellig mit der Bitte, auf dem Gebiet des Obersten Johann Philipp Husmann Wälder zu roden und sich ansässig machen zu dürfen. 1930 hatte die Gemeinde Neu Losimthal mit den Ortsteilen Kohlerhof und Neuhütte 620 Einwohner. Im Kernort Neu Losimthal wurden 93 Häuser mit insgesamt 530 Bewohnern gezählt. Neu Losimthal hatte ein Postamt, eine Gendarmeriestation, vier Wirtshäuser, zum Teil mit Fleischhauerei, mehrere Kolonialwarengeschäfte, eine Pfarrkirche, ein Krankenhaus und eine Bäckerei.

Nach dem Münchner Abkommen wurde der Ort dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Tachau. 1939 lebten in der Gemeinde 626 Personen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Nový Losimtál zur Tschechoslowakei zurück. Im Jahre 1948 erhielt das Dorf den neuen Namen Jedlina. Im Zeitraum 1950 - 1960 wurde der Ort komplett zerstört. 1957 standen nur noch die Kirche und das Spital. Die Zerstörung der Häuser aufgrund einer am 30. Juli 1948 erlassenen Verordnung des Innenministeriums der Tschechoslowakei. Sie betraf Grenzübergänge, alle Wege in Grenznähe und die Liquidierung von Bauten in einem etwa zwei Kilometer breiten Streifen entlang der Staatsgrenze. Heute erinnern nur noch vereinzelte Mauerreste, verfallene Kellergewölbe (in dem ein Rudel Wölfe 🐺hausen soll, wurde uns danach erzählt😮) und ein Brunnen an diesen Ort.

Im Zentrum der Ortschaft, wo früher die Kirche und das Pfarrhaus standen, befindet sich heute das Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges und Infotafeln, auf denen man erkennt, wie der Ort damals ausgesehen hat.


Als wir die letzten Überbleibsel und damit auch die alte Geschichte des untergegangenen Ortes hinter uns gelassen haben, wandern wir weiter zum alten Friedhof von Neulosimthal. Dort haben Verwandte ihre letzte Ruhe gefunden. Der Friedhof wurde leider nach dem Krieg als Viehweide benutzt und von Grabschänder geschändet.


Nachdem wir die Grabstein der Verwandten gereinigt und eine Kerze entzündet haben, machen wir uns wieder auf den Weg. Zuerst geht es wieder auf den Hauptweg hinunter. Dort angekommen folgen wir dem Weg in westlicher Richtung und kommen nach ca. 2 km zur vollkommen verfallenen Ruine von Schloß Waldheim, dessen Gruft heute noch begehbar ist.

Ab 1884 verfiel das Schloss, wobei die letzte Beerdigung in der Gruft erst 1902 war. 1919 wurde die Gruft von Unbekannten gewaltsam geöffnet und danach nicht mehr verschlossen. Die sterblichen Überreste, die dort noch lagen, wurden 1942 auf dem Friedhof von Neulosimthal endgültig beerdigt – so steht es auf einer Infotafel, die der OWV Georgenberg 2013 neben den Ruinen angebracht hat.


Anschließend wandern wir ein Stück des selben Weges zurück, biegen nach kurzer Zeit links ab, laufen wieder durch schönen Fichtenwald und kommen auf einen weiteren Wanderweg, dem wir wieder nach links folgen. Bald darauf gelangen wir an einen Weiher. Gegenüber finden wir eine Infotafel, die uns darüber informiert, dass wir nun im weiteren "untergegangenen" Ort Waldheim angekommen sind.

Eine kurze Anekdote zu diesem Ort: Hier soll ein Gasthaus genau auf der Grenze zwischen Böhmen und Bayern gestanden haben. Der Grenzstein stand genau in der Mitte der Küche und es heißt, dass auf der einen Seite bayrisches Bier 🍺 und auf der anderen Seite böhmisches Bier 🍺 gezapft wurde. Ein tolles Bild 😅.

Anders wie in Neulosimathal, sehen wir hier aber leider keine Überbleibsel des Ortes. Deshalb laufen wir nach dem Lesen der Infotafel weiter Richtung Grenze, die wir bald erreichen.


Genau an der Grenze folgen wir nun dem Glasschleiferweg. Der Wegweißer zeigt ein weißes Glas auf rotem Grund. Dieser Weg verläuft hier als Grenzweg und ist ein wirklich toller Pfad. Der Zottbach plätschert fröhlich vor sich hin und begleitet uns das erste Stück. 2 km weiter verlassen wir die Grenze und marschieren über Felder und Wiesen zurück zur Ortschaft Leßlohe. Dort treffen wir wieder auf den gleichen Weg, den wir heute Morgen bereits nutzten. Jetzt geht es zurück zur Pension und wir freuen uns schon auf das gute Abendessen bei Ute.


Fazit: Diese Tour hat es in sich, viel Geschichte und Kultur, Grenzübergänge und eine wunderbare Landschaft. Es ist viel geboten.


Einkehrmöglichkeiten:

Unterwegs keine Möglichkeit, bitte Rucksackverpflegung mitnehmen.

Ich denke aber bei Ute hat man am Ende die Möglichkeit etwas zum Trinken zu bekommen (Grüßt sie schön 🙂).


Werbehinweis:

Der Blogbeitrag enthält unbezahlte Werbung.

Die Inhalte und meine persönliche Meinung, die ich in diesem Beitrag wiedergebe, wurden nicht beeinflusst.


Meine Tour auf Komoot




157 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page